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Die deutsche Kaiserzett 919 — 1250.
Dort erhob sich in manchen niederdeutschen Städten der Roland, das Bild eines geharnischten Ritters, ein Sinnbild städtischer Freiheiten. Ein besonderer Schmuck waren die Kirchen. Wie die Bürger der alten hellenischen Städte ihren Ruhm darin gesucht hatten, ihren Göttern prächtige Tempel zu bauen und mit schönen, kunstreich gearbeiteten Weihgeschenken auszuschmücken, so errichteten unsere Vorfahren zu Gottes Lobe aber auch zur eigenen Ehre wundervolle Dome; und eine Ehrenpflicht der reichen Geschlechter war es, das Ihre zur Verschönerung der Kirchen zu tun und Fenster und Altäre zu stiften.
§ 71. Die deutsche Baukunst. Die ersten steinernen Kirchenbauten in deutschen Landen stammen aus der Zeit Karls des Großen. Das Aachener Münster ist in seiner ursprünglichen Gestalt ein achteckiger Kuppelbau. Es ist nach dem Vorbilde des byzantinischen Stils errichtet, der sich in Byzanz seit den Zeiten der Völkerwanderung ausgebildet hatte; dessen glänzendste Schöpfung ist die gewaltige, weiträumige Kuppelkirche der Hagia Sophia, d. h. der heiligen Weisheit, zu Konstantinopel, die jetzt Moschee ist.
Der roma- Vom zehnten bis zum dreizehnten Jahrhundert herrschte in Deutschland
R e H der romanische Stil. Ihrem Grundriß nach ist die romanische Kirche ein Längsbau. An beiden Seiten des von West nach Ost gerichteten Mittelschiffs liegen ein oder zwei Seitenschiffe. An dem östlichen Ende schließen sich ein Querschiff und der erhöhte Chor an, der für die Geistlichkeit bestimmt ist; nach Westen zu befindet sich ein zweiter Chor, oder es erhebt sich eine Fassade mit zwei Türmen und dem Hauptportale. Die Decke ist anfangs flach und ruht auf Rundbogen, die von Säulen oder Pfeilern getragen werden; später wendet man das Kreuzgewölbe an, das von starken, durch Strebepfeiler gestützten Pfeilern getragen wird. Das Mittelschiff ist höher als die Seitenschiffe. Mit ihren Türmen und Kuppeln, hohen Fenstern und statuengeschmückten Portalen, den Arkaden und Gesimsen machen diese Kirchen einen zugleich erhabenen und malerischen Eindruck. Die gewaltigsten Bauten des romanischen Stils sind die Dome von Mainz, Speier und Worms; dem romanischen Übergangsstile, der noch reichere Formen zeigt, gehören die Dome von Bamberg und Naumburg an.
Derwische Vom dreizehnten bis zum fünfzehnten Jahrhundert herrscht der
mi gotische oder Spitzbogenstil. Dieser Stil ist in Nordfrankreich zuerst ausgebildet und von dort übernommen worden. Der Grundriß weist meist die Gestalt eines Kreuzes auf, wie bei vielen romanischen Kirchen. Aber
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Extrahierte Personennamen: Karls
Extrahierte Ortsnamen: Byzanz Konstantinopel Deutschland Mainz Worms Bamberg Naumburg Nordfrankreich
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert.
71
hier werden von den mächtigen, reichgegliederten Pfeilern Spitzbogen getragen. Die Gewölbe werden allmählich immer künstlicher gebildet. Die hochragenden Fenster sind mit bunten Malereien geschmückt; über dem Hauptportal findet sich gern ein großes Radfenster, die Rose genannt. Ein außerordentlicher Reichtum der Dekoration zeichnet diese Bauten aus: mit zahllosen Säulchen, Statuen, Strebepfeilern und Strebebögen sind sie geschmückt. Zu den großartigsten Denkmälern des gotischen Stils zählen der Dom zu Köln, das Straßburger Münster, der Freiburger und der Ulmer Dom.
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Vorzeit und Mittelalter.
I. Deutsche Geschichte
bis zur Gründung des nationalen Staats 919.
1. Die germanische Vorzeit.
Die Urzeit.
§ 1. Von den ältesten Bewohnern des deutschen Landes berichtet uns keine schriftliche Überlieferung; wir wissen von ihnen nur durch die Reste ihrer Kultur, die sie uns in ihren Gräbern oder an ihren einstigen Wohnstätten hinterlassen haben. Unter den Wohnstätten sind die Pfahlbauten, deren Überbleibsel man vornehmlich in Alpenseen gefunden hat, besonders merkwürdig. Die Gräber sind, je nachdem die Leiche bestattet oder verbrannt wurde, entweder von einem Rasenhügel überwölbte Steinkammern, die sogenannten Hünengräber, oder es sind Urnengräber. Den Toten pflegte man Waffen, Werkzeuge, Schmucksachen, irdene Töpfe mitzugeben. Die Waffen und Werkzeuge wurden in der ältesten Zeit aus Stein, später aus Bronze, d. h. einer Mischung von Kupfer und Zinn, angefertigt; erst in den letzten Jahrhunderten v. Chr. wird das Eisen häufiger. Wir unterscheiden demnach eine Steinzeit, die wir in eine ältere und eine jüngere Steinzeit zerlegen, eine Bronzezeit und eine Eisenzeit.
Welchen Stammes die ältesten Bewohner des mittleren Europas waren, und wann die Germanen, unsere Vorfahren, eingewandert sind, ist uns nicht bekannt. Die vergleichende Sprachwissenschaft hat uns aber darüber belehrt, daß sie einst einem Urvolk angehörten, das vielleicht im mittleren Rußland wohnte und vorzugsweise Viehzucht trieb; aus diesem Urvolk, das wir als die Jndogermanen zu bezeichnen pflegen, sind nicht nur die wichtigsten Volksstämme Europas, die Slaven, Germanen, Kelten, Griechen und Italiker, sondern auch die Inder und Perser her-
Neubauer, Beschicht!. Lehrbuch. B. Iii. 6. Aufl. 1
Vorge-
schichtliche
Reste.
Die Jndogermanen.
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Gotha das Rittergut Molsdorf. Der neue Gutsherr, mit dem auch neues Lebeu in den bisher so stillen Ort einzog, ließ, seinen Wünschen entsprechend, den aus dem 16. Jahrhundert stammenden Schloßüau im Geiste des Barock und Rokoko verändern, und heute noch zeigt das Gebäude, nachdem es im vorigen Jahrhundert (1866—1870) geschickt wiederhergestellt wurde, die Bauart jener Zeit, deren echtes Kind Gras Götter selbst war. Schon die Inschriften, die der Bauherr an verschiedenen Stellen des Schlosses anbringen ließ, kennzeichnen den Geist, der damals in den vornehmsten Kreisen herrschte. Die Türme der Nordseite tragen die Worte: „Sit mea sedes sine cura“ (Mein Sitz sei sorgenfrei) und „Sit modus lasso viarum“ (Er sei des Müden Wanderziel). Ueber dem Portal steht unter dem Wappen Gotters das Wort „Hicce terrarum praeter omnes angulus ridet“ (Vor allem gefällt mir dieser Winkel der Erde). Unter den beiden Sonnenuhren an den Seitenflügeln liest man die Worte: „Fugaces labuntur anni“ (Flüchtig
entgleiten die Jahre) und „Hora rapit diem“ (Die Stunde raubt den Tag), und unter dem Wappen, das auf dieser Seite die Krönung des Mittelbaues abschließt, steht „Placida quies* (Behagliche Ruhe).
Innerer Schmuck: Das Innere des Schlosses zeigt gleich-
falls Rokokostil. Betritt man von der Gartenseite den weißen Flur mit seiner reichen Stuckverzierung, so winkt aus der Nische das Becken mit dem Weinhahn, welcher durch einen Schlauch mit dem Keller in Verbindung stand und einen kostbar dustenden Wein spendete, der ankommenden Gästen gereicht wurde. Bei dem Aufstiege nach dem Obergeschoß grüßt aus dem Hintergründe über der Treppe ein liebliches Bild. Es ist ein Freskogemälde (Wandgemälde auf frischem Kalk) und stellt eine geöffnete Glastür dar, vor welcher sich ein reizendes Mädchen, das eine Rübe in der
Hand hält, über ein zierliches Geländer beugt. Als der Graf ein-
mal von einer langen Reise unerwartet zurückkehrte, sprang ihm jenes junge Mädchen, eine Schweizerin, aus dem Küchengarten mit einer Rübe in der Hand und einem fröhlichen „Grüß Gott, Herr Graf!" entgegen. Diese heitere Begebenheit ließ der Gras im Bilde über der Treppe darstellen. Unter den verschiedenen Räumen ist besonders das Damenzimmer mit seiner prächtigen Decke, der schönsten im Schloß, hervorzuheben. Die Stuck-
verzierung zeigt eine stilvolle Vereinigung von gebrochenen Stäben, Blättern und Muschelformen mit Tiergestalten, wie Pfau, Affe, Falter usw., welche die weiblichen Schwächen darstellen sollen. In Silber ausgeführt, wirkt der zarte Entwurf auf schwarzem Grunde vortrefflich.
Im Schloßpark: Der stilvollen Ausschmückung des Schlosses
entsprach die Anlage des Parkes. Nach Versailler Muster durchschnitten zwei schnurgerade, glattgeschorene, oben zugewölbte Alleen den 38 Morgen großen Schloßgarten und endeten an zier-
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— 172 —
Eremiten-Ordens zu schauen: Einen Schäferstab im linsen Arm,
deutet sie mit der Rechten auf ihre Busenschleife, welche den Wahlspruch des Ordens trägt.
Molsdorf in der Zeit nach Götter: Noch bei seinen Lebzeiten verkaufte Graf Götter seine Besitzung, und heute ist Molsdorf, nachdem es längere Zeit dem Gothaer Staat gehört, wieder Privatbesitz. 1826 wurde der Garten in eine englische Parkanlage umgewandelt, du die Unterhaltungskosten zu hohe waren. Die steinernen Götter wurden verkauft, und ein Teil derselben beschließt sein Dasein in den Anlagen des Steigerhauses und Hirschgartens zu Ersnrt. Die Wasserfälle und übrigen Wasserkünste wurden zugeschüttet und nur ein langer Teich mitten im Park angelegt. Die kunstvoll geschnittenen Bäume und Hecken ließ man wachsen, schuf unter ihnen große Rasenflächen und pflanzte neue Baumgruppen an. Jubel und Freude sind verschwunden, Fülle und Pracht vergangen; an ihrer Stelle breitet sich jetzt eine friedliche Ruhe wie der Zauberschlaf eines verwunschenen Märchenschlosses über dem Ganzen aus. (Nach M. Timpel.)
58. Im Französischen Lager.
1757.
Seit dem August 1757 war Ersurt mit Reichstruppen und Franzosen überfüllt. Selbst die hohen französischen Generale waren mit ihrem glänzenden Gefolge in der Stadt einquartiert. Der Obergeneral Prinz v. Soubise bewohnte einen Flügel der Mainzer Statthalterei (Regierungsgebäude).
Anfang September schlugen die Franzosen außerhalb der Stadt ihr Lager auf. Es war eine Stunde lang und reichte von der Feste Petersberg, in deren Schutz es lag, bis nahe an Tiefthal. Wie durch Zauberschlag erhoben sich in wenigen Stunden die Zelt-reihen in schönster Ordnung, und gewährte das Lager einen großartigen Anblick. Zuerst war es von 15 000, später sogar von 25 000 Mann bewohnt. Vor jedem Regiment waren die Feldstücke desselben aufgestellt, und die aufgepflanzten Fahnen flatterten lustig im Winde.
Im Lager herrschte ein reges Leben. Hier wurde ein Regiment in den Waffen geübt, dort tanzte man nach dem Geklimper einer verstimmten Guitarre. Hier saß eine Gruppe bärtiger Grenadiere am Boden und spielte mit einer Karte, die ebenso schmutzig war wie die Lagerstatt, dort rollten Trommeln und schmetterten Trompeten. Hier spielte eine lärmende Musik zur Tafel auf, dort stieß eine Marketenderin einen Strom französischer Schimpfwörter gegen die sie neckenden Soldaten aus. Es war ein Gemisch von Tönen und Lauten, wie man es nur in einem französischen Lager finden kann.
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— 175 —
diesen Plan zu hintertreiben. Die Franzosen fühlten fidi cuett als Herren Der Stadt und handelten als solche, obwohl der Kurfürst von Mainz, der größte Gegner Friedrichs Ii., ihr treuester
Verbündeter war. ^
Nach der Lchlacht: Bald aber änderte sich das Bild. <zu
der Schlacht bei Roßbach hatte Friedrich mit der Potsdamer Wacht-parade einen glänzenden Sieg über die Reichsarmee und das sran-
zösische Heer errungen. Nun flohen die Franzosen, so schnell sie
konnten, dem Rheine zu und berührten auf ihrer Flucht auch Erfurt. Am 7. November, zwei Tage nach der Schlacht, trafen die
ersten Verwundeten und Versprengten hier ein. Bald aber solgten große Scharen nach, Fußvolk und Reiterei, Offiziere und Gemeine, alles in buntem Gemisch durcheinander und alle in einem erbärmlichen Zustande. Die meisten hatten ihre Gewehre und alles, was ihre eilige Flucht hätte hindern können, weggeworfen. Viele hatten keine Helme mehr auf dem Kopfe und keine Schuhe mehr an den Füßen. Einige hielten lange Bohnenstangen in den Händen und führten nach Frosches Art ungeheure Sprünge aus. Wirk lich, eine richtige Reißausarmee! — Andere wieder weinten bitterlich. Sie hatten sich während der Schlacht an den durch das Schießen heiß gewordenen Gewehren die Finger verbrannt. Besonders ausfällig war aber die Schweigsamkeit aller. Früher hatten sie den Mund nicht voll genug nehmen können, jetzt aber entschlüpfte nur selten ein „Sacre nom de Dieu“ ihren bebenden Lippen. Friedrichs Feldherrnkunst hatte ihre ruhmredigen Zungen gelähmt. Sie beschrieben, wenn sie gefragt wurden, die Schlacht mit wenig Worten: „O mon Dieu!“ Die klein, klein Trupp! O Die groß, groß Feuer!"
Bald kamen auch die Gepäckwagen zurück. Ihr Durchzug wollte gar kein Ende nehmen; drei Tage dauerte er in einem fort. Die Bauern der Dörfer, durch welche der Rückzug ging, hatten furchtbar zu leiden. Viele Orte wurden ausgeplündert, z. B. Ollendorf, Klein-Mölfen und Tüttleben. Beim Anrücken eines versprengten Haufens zogen darum die Bauern die Sturmglocke und stellten sich, mit Mistgabeln, Dreschflegeln und Sensen bewaffnet, zur Wehr, und mancher französische Soldat hat damals durch die von der Verzweiflung übermannten Schützer des heimatlichen Herdes seinen Tod gesunden. (Nach Const. Beyer.)
61. Erfurt im Siebenjährigen Kriege.
Grund der Feindschaft: Im August 1756 fiel Friedrich Ii. unerwartet in Sachsen ein. Dafür wurde er auf dem Reichstage zu Regeusburg von den versammelten deutschen Fürsten mit der Acht belegt. Hierbei war der Kurfürst von Mainz besonders tätig gewesen. Dem König blieb das Tun des Erzbifchofes nicht ver-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs_Feldherrnkunst Friedrichs B._Ollendorf August Friedrich_Ii Friedrich
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Kriegssteuer, 100 000 Taler von der Stadl und 50 000 Taler von der katholischen Geistlichkeit, in den vier Tagen nicht zusammengebracht worden war.
Reichstruppen und Franzosen in Erfurt: Bald daraus
sah Ersurt ein anderes soldatisches Schauspiel. Reichstruppeu und Franzosen quartierten sich in überaus großer Zahl in ihr ein. Der Obergeneral der französischen Truppen, Prinz v. Sonbise, hielt am 25. August 1757 seinen Einzug. Er stieg mit seinem ihm in 5 sechsspännigen Kutschen nachfahrenden Gefolge in der Statthalterei ab. Eine Kompanie kurmaiuzifche Grenadiere besetzte mit fliegender Fahne und klingendem Spiel vor ihr die Wache. Der Prinz wurde von dem Statthalter, einigen Gesandten der kurfürstlichen Regierung und von den Abgeordneten der Universität aufs ehrenvollste „bekomplimentiert" (s. Nr. 58).
Abermalige Besetzung der Stadt durch die Preaitzen: Mitte September rückte die Besatzung wieder ab, um den heranziehenden Preußen zu entgehen (s. Nr. 59).
Das Jahr 1759 sah abermals eine große Menge Preußen in Erfurts Mauern. An Kriegssteuern wurden diesmal 200000 Reichstaler gefordert. Diese Summe wurde aber aus 100 000 Taler, zahlbar in drei gleichen Raten mit sechswöchigem Abstande, ermäßigt. Außerdem hatte die Stadt 80 vierspännige Wagen, die auf drei Tage mit Futter zu versehen waren, zu stellen.
Straßenkampf: In diesem Jahre kam es auch zu einem
Straßenkampfe. Gegen Abend des zweiten Weihnachtstages langten einige hannovrische Packwagen an (England, dem Hannover gehörte, war mit Preußen verbündet), und die sie begleitenden hannovrischen Jäger wurden hier einquartiert. Die Bürger übernahmen wie immer, wenn Preußen oder ihnen verbündete Truppen in der Stadt waren, die Wache, während sich die mainzische Besatzung aus die Festung zurückzog. Da sielen am 28. Dezember gegen 11 Uhr vormittags ganz unerwartet zwei Kanonenschüsse vom Petersberg, und sogleich geriet alles in Ausregung. Die Hannoveraner liefen mit ihren Tornistern zusammen und stellten sich in der Gegend der Gasthöfe zum Schlehendorn (Hotel Rheinischer Hos) und Huscisen (Regierungsstraße Nr. 14) aus. Es dauerte auch nicht lange, da kamen kaiserliche reitende Jäger zum Löbertor her-eingesprengt. Sofort schlossen sich die Hannoveraner eng zusammen und feuerten tapfer auf die Reiter. Doch von der Uebermacht hart bedrängt, mußten sie sich auf die Langebrücke zurückziehen. Die kaiserlichen Jäger solgten nach, und es entspann sich ein heftiges Scharmützel. Der Kugelvorrat der Hannoveraner war bald verschossen. Sie mußten sich ergeben und wurden samt ihren Wagen zum Löbertor hinaus nach Arnstadt abgesührt. Während des Gefechtes waren die Einwohner in großer Bestürzung; einen so hitzigen Straßenkampf hatten sie noch nicht erlebt. Aengstlich wurden alle Türen und Fensterläden der Häuser geschlossen, und
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Extrahierte Personennamen: August Straßenkampf
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Erfurts England Hannover Petersberg Arnstadt
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Feldlager verwandelt, und zahllose Wachtfeuer lohten mit qualmender Flamme zum wetterschwarzen Nachthimmel empor.
Selbst die Domstufen dienten als Schlafstätte, und auf den Steinfliesen der Häuser brannten die Lagerfeuer und ruhten die Soldaten. Pferde und Menschen lagen nebeneinander, ermattet von den Anstrengungen der Flucht und dem ausgestandenen Hunger.
Alle Läden waren geschlossen. In höchster Eile brachten die Bürger ihre Habseligkeiten, die letzten Reste aus der langen Erpressungszeit, in sichere Verwahrung. Sie fürchteten eine allgemeine Plünderung, da bekannt geworden war, daß die fliehenden Franzosen die Dörfer ausgeraubt hatten. Es war darum ein Glück für die Stadt, daß der Kaiser in diesen Tagen mit feinem Gefolge in ihr Aufenthalt nahm. Auf seinen Befehl durchstreiften zahlreiche Wachen nach allen Richtungen die Stadt und nahmen alle, die sich einfallen ließen, Sicherheit und Ruhe zu stören, in Haft und schafften sie ins Biwak.
Unterdessen dauerte der Durchzug der geschlagenen Armee weiter fort und schien tatsächlich kein Ende nehmen zu wollen. Am Tage übertraf das Truppengewühl in den Straßen vom Anger bis zum Brühlertor alles bisher Gesehene. Nur in den Nachtstunden wurde es etwas ruhiger, da ein kaiserlicher Befehl für diese Zeit die Tore selbst feinen Soldaten sperrte. Die fliehende Armee mußte in der Nacht außerhalb der Stadt vorübermar-fchiereu.
Abreise Napoleons: In der Nacht vom 24. zum 25. Oktober verließ Napoleon die Stadt; denn die Preußen und Verbündeten waren ihr bedenklich nahe gekommen. Der Donner ihrer Geschütze rollte schon aus der Ferne herüber, selbst das Knattern des Gewehrfeuers war deutlich hörbar. So wurden schnell die Zelte niedergerissen, die Tornister gepackt und die Gewehre geschultert. Kurz nach Mitternacht marschierte eine Abteilung der kaiserlichen Garde vor der Hosstatt auf und nahm zu beiden Seiten des Eingangs Ausstellung. Dann fuhr der Reifewagen des Kaisers vor. Ihm folgte eine endlose Reihe von Kutschen. Diener mit Pechfackeln bildeten eine Ehrengasse bis zum Wagen. Nachdem dann ein lauter Trommelwirbel gerührt war, trat der Kaiser mit einem reichen Gefolge von Marschällen und Adjutanten aus dem hohen Tor. Den Kopf bedeckte der kleine Dreispitz. Des Kaisers Züge waren finster und bleich. Sein Blick streifte flüchtig die Menge. Fester schlug er den Wettermantel um sich und bestieg den Wagen. Ein General war sein Reisebegleiter. Vom Turm der nahen Wigbertikirche kündete mit dumpfen Schlägen die Glocke die zweite Stunde der Nacht.
Gerade jetzt dröhnte der Widerhall des Gefchützfeuers der Preußen und ihrer Verbündeten gewaltiger über die Stadt. Langsam fetzte sich der Zug der Wagen in Bewegung. Das Auge des Kaisers starrte schweigend in die finstere Nacht. Dachte er viel-
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bergen gelegene Dörfchen Daberstedt, das nach dem Großen Kriege neuerstanden war, in Flammen auf. Die Franzofen halten es angezündet, damit es den Verbündeten nicht als Unterschlupf dienen könne. Genau 8 Tage fpäter ereilte Ilversgehofen dasselbe Schicksal. Mit verdeckten Laternen waren die Belagerten zum Johannes- und Krämpsertore hinausgezogen und halten die preußischen Vorposten und dann die ganze Besatzung des Ortes überlistet. Sie waren schon im Dorf, als der größte Teil der Preußen noch schlief. So wurde es ibuen möglich, ohne großen Widerstand die verbündeten Truppen zu vertreiben, die Häuser zu plündern und anzuzünden. Doch schon am folgenden Tage, am 6. November, erhielten die Franzosen die Antwort auf ihr Tun; denn die Verbündeten beschossen die Stadt heftig (f. Beschießung Nr. 77). Nun ließ sich der sranzösische Statthalter herbei, einen Waffenstillstand mit ihnen zu schließen.
Waffenstillstand und gesteigerte Not der Belagerten: Anfangs hieß es in der Stadt, bis zum 14. November sei Waffenruhe; und wirklich, die Feindseligkeiten waren auf beiden Seiten eingestellt. Kein Schuß siel mehr. Trotz eifriger Unterhandlungen kam es aber zu keinem Abschluß. In banger Sorge verging eine Woche nach der anderen, und die Lage der Bürger verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Sie hatten alle Vorräte zu ersetzen, die aus der Festung durch Feuer zerstört worden waren. Die Kühe, die noch hier und da in den Ställen waren, wurden weggenommen und den Fleischern verboten, srisches Fleisch zu schlachten. Was der Brand verschont hatte, das wurde jetzt durch Menschenhände vernichtet. Die noch übrigen Häuser um die Festung und den Dom wurden niedergerissen und dadurch mehrere 100 Bürger aus ihren Wohnungen vertrieben. Auch eine hohe Geld-steuer wurde mit größter Strenge eingefordert. Alles das fetzte die Stadt in große Unruhe, befouders da verschiedene Kanonen in den Straßen aufgepflanzt und Streifwachen ausgeschickt wurden.
Durch den Mangel an genügender Nahrung und gesunder Luft, sowie durch die fortwährende Sorge und Aufregung steigerte sich die Sterblichkeit gewaltig. Viele Bürgerhäuser waren ganz ansg^storben. In der Zeit vom 1. bis 17. November wurden 400 Bürger und 1472 Soldaten aus den Militärlazaretten begraben. Alle schmachteten darum nach Erlösung.
Ilebergabe der Stadt: Endlich stand der Tag der Ueber-
gabe der Stadt an die Preußen fest. Am 6. Januar sollten ihnen die Tore geöffnet werden. Diese Nachricht verbreitete in der r^tadt allgemeine Freude. Von den Wällen wurden die Kanonen abgeführt und den Bürgern erlaubt, die alten Spazierwege wieder aufzusuchen. Von dieser Erlaubnis wurde besonders am Neujahrstage ausgiebiger Gebrauch gemacht, ja einige Bürger bahnten sich über den gefrorenen Stadtgraben den Weg ins Freie. Am folgenden Sonntage, am 2. Januar, wallfahrten viele sogar
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